Tarifrunde Telekom 2024

Das Angebot ist nicht ausreichend!

02.05.2024

ver.di-Tarifinfo

Endlich Bewegung in den Verhandlungen zur Tarifrunde 2024: Arbeitgeber bringt Angebot ein!

Es war 20:15 Uhr am Abend des 30. April, als die letzte Gesprächsrunde des dritten Verhandlungstermins beendet wurde. Nach langen und intensiven Diskussionen im „Sondierungsmodus“ hatte die Arbeitgeberseite ein Angebot in die Verhandlungen eingebracht. Mit diesem Angebot sind sie erstmals konkret geworden. Für die ver.di Verhandlungskommission war es ein gutes Signal, dass nun endlich inhaltliche Bewegung in die Verhandlungen gekommen ist. Dennoch war das Angebot der Telekom am Ende unzureichend. Da muss noch Einiges draufgelegt werden!

Der Beginn der dritten Verhandlungsrunde wurde von einem weiteren bundesweiten Aktionstag begleitet. An insgesamt acht Orten im Bundesgebiet fanden Großdemonstrationen statt. (Bericht und Bilder in Tarifinfo 15 vom 29. April).

Die Verhandlungen begannen am 29. April um 14:00 Uhr in Köln. Nach einem kurzen Auftakt „in großer Runde“ wurden die Verhandlungen im Sondierungsmodus fortgesetzt, „um herauszufinden, was ver.di wichtiger ist“, so die Arbeitgeberseite.

In diesem Modus ging es dann, mit kurzen Unterbrechungen zum Rückkoppeln und internem Austausch in den jeweiligen Kommissionen, bis in den Abend des ersten Tages hinein.

Am zweiten Tag der Verhandlungen zeichnete sich dann ab, dass die Arbeitgeberseite gewillt ist, ein Angebot vorzulegen.

Um 16:00 Uhr, also kurz vor offiziellem Ende des Verhandlungstermins war es dann so weit: „Dies ist das höchste Angebot, das jemals in Tarifverhandlungen bei der Telekom unterbreitet wurde“, sagte die Verhandlungsführerin Sigrid Heudorf zu Beginn der Angebotsvorstellung. Die ver.di Verhandlungskommission hat dieses Angebot im Anschluss beraten und sich dazu positioniert.

 

Die Kernelemente des Arbeitgeberangebots

Für Tarifbeschäftigte:

  • Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie (Einmalzahlung) in Höhe von 2000 Euro ab Juli 2024
    - Davon 1250 Euro im Juli 2024 
    - Danach jeweils 150 Euro monatlich von August bis Dezember 2024
  • Dauerhafte Erhöhung der Entgelte ab 2025
    - Erhöhung um 4,2 Prozent für alle Tarifbeschäftigten zum 01.01.2025
    - Einführung eines „zusätzlichen Monatsentgelts“ in Höhe von 150 Euro ab 01.10.2025

Für Auszubildende und Dual Studierende:

  • Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie (Einmalzahlung) in Höhe von 1000 Euro ab Juli 2024
    - Davon 625 Euro im Juli 2024
    - Danach jeweils 75 Euro monatlich von August bis Dezember 2024
  • Dauerhafte Erhöhung der Vergütungen ab 2025
    - Erhöhung der Vergütung von Auszubildenden und Dual Studierenden um 4,2 Prozent zum 01.01.2025
    - Weitere Erhöhung um 75 Euro ab 01.10.2025
  • Einführung einer weiteren Vergütungsstufe (für das vierte Studienjahr) für Dual Studierende in Höhe von 1450 Euro im Monat ab September 2024

Weiterhin erklärte die Arbeitgeberseite die Bereitschaft, abhängig vom wirtschaftlichen Gesamtvolumen, über eine Verlängerung des Kündigungsverzichts für folgende Gesellschaften zu verhandeln: DTAG, TDG, DTS, DTA, DT Technik, DT GK, DT ISP und DT Security

 

Das Angebot ist nicht ausreichend, und muss deutlich nachgebessert werden.

Bewertung der ver.di Verhandlungskommission zum Telekom Angebot

  • Die Laufzeit ist mit 27 Monaten deutlich zu lang.
  • Das „zusätzliche Monatsentgelt“* bewerten wir positiv; der derzeit angebotene Betrag reicht jedoch nicht.
  • Die Dimension und Struktur der vorgeschlagenen Erhöhungen sind zu gering, insbesondere im Verhältnis zur vorgeschlagenen Laufzeit. Unserer Forderung nach 12% für 12 Monate und mindestens 400€ im Monat, wird nicht ausreichend Rechnung getragen.
  • Die Zahlung von Inflationsausgleichprämien kann zur Lösung beitragen. Die Priorität sollte aber auf den dauerhaften Erhöhungen liegen.
  • Unsere Forderung nach einer überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütungen bzw. Vergütungen dual Studierender in Höhe von 185€ / Monat ist nicht ausreichend erfüllt.
  • Die Verhandlungsbereitschaft zur Verlängerung des Schutzes vor betriebsbedingten Beendigungskündigungen wird begrüßt. Der Vorschlag greift allerdings zu kurz, da z.B. die DT IT ausgenommen werden soll.

*„zusätzliches Monatsentgelt“

ver.di hat in dieser Tarifrunde eine Erhöhung um einen Mindestbetrag gefordert. Aufgrund der komplexen Entgeltstruktur ist die Umsetzung in Form des „zusätzlichen Monatsentgelts“ eine gute Idee. Dieses zusätzliche Monatsentgelt ist eine weitere Zahlung, die unabhängig von der individuellen Entgelthöhe und Eingruppierung, für alle Tarifbeschäftigten in gleicher Höhe gezahlt und „wie echtes Entgelt“ ausgestaltet werden soll. Damit soll es auch in die Berechnung z.B. von Stundenentgelt, Urlaubsentgelt, Krankengeld, Sterbegeld einbezogen werden.  

FAZIT:

Es sind erste Fortschritte in dieser Tarifrunde erkennbar. Allerdings geht das Angebot der Telekom nicht ausreichend auf unsere Forderung ein und muss deshalb deutlich nachgebessert werden! Helft mit, dem Arbeitgeber auf die Ziellinie zu führen und beteiligt euch an den ver.di-Aktionen.

 

„Es ist gut, dass die Arbeitgeber uns endlich ein konkretes Angebot vorgelegt haben. Das ermöglicht sich mit den Vorstellungen des Arbeitgebers auseinanderzusetzen. Mit dem Angebot bewegt sich der Arbeitgeber auf uns zu, es reicht aber nicht aus. Das Angebot ist so nicht einigungsfähig, wir erwarten deutliche Nachbesserungen. Die Telekom ist wirtschaftlich stark und hat ausgesprochen gute Finanzkennzahlen vorzuweisen. Vor diesem Hintergrund mag das Angebot der Arbeitgeber zwar nach ihren eigenen Angaben, das höchste in der Geschichte der Deutschen Telekom sein, ist aber angesichts der höchsten Inflationsbelastung keine tragfähige Antwort für die Beschäftigten.“

Unser Verhandlungsführer Frank Sauerland nach der dritten Verhandlungsrunde