Tarifrunde Telekom 2024

Vierte Verhandlungsrunde geht in die Verlängerung

15.05.2024

ver.di-Tarifinfo

Vierte Verhandlungsrunde geht in die Verlängerung

Bisher noch kein Durchbruch in der vierten Verhandlungsrunde der Tarifrunde 2024. Die Arbeitgeber haben am Ende des zweiten Verhandlungstages ein verbessertes Angebot in die Verhandlungen eingebracht, dieses war allerdings erneut nicht ausreichend. Der Verhandlungsverlauf hat jedoch erkennen lassen, dass die Arbeitgeberseite weiterhin verhandlungsbereit ist und eine Lösung am Verhandlungstisch noch möglich erscheint. Deshalb haben ver.di und die Telekom entschieden, die vierte Verhandlungsrunde zu verlängern und bis Ende der Woche fortzusetzen. 

Der erste Tag der vierten Verhandlungsrunde wurde von bundesweiten Warnstreiks und einer kraftvollen Kundgebung am Alten Markt in Potsdam begleitet. 4500 Kolleg*innen aus Thüringen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen und Brandenburg stärkten der ver.di-Verhandlungskommission vor Ort den Rücken, bevor die Verhandlung mit der Arbeitgeberseite begann.

Zu Beginn der Verhandlungsrunde unterstrich die ver.di Verhandlungskommission die Erwartung der ver.di Mitglieder, jetzt ein einigungsfähiges Angebot zu erhalten. Die Arbeitgebervertreter*innen zeigten sich erneut beeindruckt von den Warnstreikaktivitäten der vergangenen Tage und versicherten ihren Willen zur Einigung in dieser Verhandlungsrunde. Der erste Verhandlungstag war von vielen Sondierungsgesprächen geprägt, ging jedoch ohne neues Angebot zu Ende.

Am Ende des zweiten Verhandlungstages brachte die Arbeitgeberseite, nach langer interner Diskussion, dann ein nachgebessertes Angebot in die Verhandlungen ein. Sie betonten, dass sie auch vor dem Hintergrund der Warnstreiks in den vorausgegangenen Tagen bereit sind, ihr bisheriges Angebot nachzubessern. Nach der Erklärung seitens der ver.di-Verhandlungskommission, dass das nachgebesserte Angebot so nicht reicht, erklärten die Arbeitgeber ihre weitere Verhandlungsbereitschaft.

 

Die Kernelemente des neuen Arbeitgeberangebots

Inflationsausgleichsprämie:

  • Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie (Einmalzahlung) in Höhe von 2000 Euro (BUYIN 1500 Euro) ab Juli 2024
    o Davon 1250 Euro im Juli 2024
    o weitere 750 Euro (BUYIN: 500 Euro) mit Gehaltszahlung im November 2024

  • Für Auszubildende und Dual Studierende insgesamt 1000 EUR
    o davon 625 EUR mit ihrer Vergütung im Juli 2024
    o weitere 375 EUR mit ihrer Vergütung im November 2024

Angebot für Tarifkräfte:

  • 1. Stufe: 5,2 %-Erhöhung der Entgelttabellen ab 01.12.2024
  • 2. Stufe: „Zusätzliches Monatsentgelt (ZUMO)“: 160 EUR / Monat ab 01.10.2025
  • Laufzeit: 31.05.2026 (26 Monate)
  • grds. Bereitschaft zur Verhandlung über Verlängerung bestehender Regelungen zum Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen bis zum Ende der Laufzeit in Abhängigkeit vom Gesamtpaket


Angebot für Auszubildende und Dual Studierende

  • 1. Stufe: Einheitlicher Erhöhungsbetrag von 80 EUR / Monat ab 01.12.2024
  • 2. Stufe: 5,2 %-Erhöhung der Vergütungstabellen ab 01.10.2025
  • NEU: Einführung einer 4. Stufe für Studierende in Studiengängen mit einer Regelstudienzeit von mehr als 3 Jahren i.H.v. 1.450 EUR zum 01.09.2024

 

Die Bewertung der ver.di Verhandlungskommission

Die ver.di-Verhandlungskommission hat das aktualisierte Angebot intensiv diskutiert und ihre Position gegen 18:45 Uhr gegenüber der Arbeitgeberseite bezogen:  

  • Wir erkennen an, dass die Arbeitgeberseite auf unsere Hinweise zu den Veränderungsnotwendigkeiten eingegangen ist und sich in wesentlichen Komponenten bewegt hat (so z.B. in der früheren Erhöhung der Tabellenentgelte, Verringerung der Gesamtlaufzeit, Erhöhung des Angebots insgesamt). Die Bewegung reicht allerdings in Summe nicht aus, um zu einer Einigung zu kommen.
  • Positiv ist die Veränderung der Auszahlungsmodalitäten der Inflationsausgleichsprämie - dies war eine von uns eingeforderte Veränderung.
    Ebenso positiv ist die Bereitschaft, über eine Verlängerung des Kündigungsschutzes zu verhandeln – nicht akzeptabel ist allerdings, dass diese Bereitschaft nicht für den gesamten Konzern gelten soll. (So soll zum Beispiel die DT IT weiterhin nicht einbezogen werden)
  • Die Gesamtdimension der angebotenen Erhöhung (Prozente und zusätzliches Monatsentgelt „ZuMo) ist weiterhin zu gering.
  • Die Laufzeit ist immer noch zu lang.

Wie geht’s nun weiter?

In dieser Tarifrunde ist einiges besonders. Dies zeigt auch die aktuelle Entwicklung. Die vierte Verhandlungsrunde hat zäh begonnen, hat am zweiten Tag jedoch an Fahrt gewonnen. ver.di und Arbeitgeberseite haben nach jeweiligen internen Beratungen entschieden, dass jetzt (noch) nicht der Zeitpunkt ist, das Scheitern der Verhandlungen zu erklären. Auch wenn das neue Angebot der Arbeitgeber für ver.di definitiv noch nicht ausreichend ist, um sich zu einigen, haben beide Seiten unterstrichen, dass sie weiterhin an einer Einigung am Verhandlungstisch interessiert sind. Daher wurde die Verlängerung der vierten Verhandlungsrunde vereinbart, die jetzt bis einschließlich 17. Mai dauern soll.

 

„Das neue Angebot ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch noch nicht ausreichend, um eine Einigung zu erzielen. Dies trifft etwa auf die vorgeschlagene prozentuale Entgelterhöhung oder die Verkürzung der Laufzeit im Vergleich zum vorherigen Angebot zu. Das Angebot ist jedoch geeignet, in eine Verlängerung der vierten Verhandlungsrunde zu gehen, um eine Eskalation des Tarifkonflikts zu vermeiden. Um eine Einigung zu erreichen, muss in allen Komponenten nachgearbeitet werden.“

ver.di-Verhandlungsführer Frank Sauerland