Bis einschließlich 31. März 2019 konnten sich die Beschäftigten des Telekom-Konzerns an unserer Beschäftigtenbefragung Gute Arbeit beteiligen. Seitdem läuft die wissenschaftliche Auswertung
Aufgrund der hervorragenden Beteiligung liegen nun aussagekräftige, repräsentative Ergebnisse zur Beurteilung der Arbeitsqualität seitens der Telekom Beschäftigten vor!
Insgesamt schlechte Noten für die Arbeitsqualität im Telekom-Konzern: Index-Wert liegt mit 52 Punkten (von max. 100) nur knapp oberhalb von schlechter Arbeit
Die Arbeitsqualität in der Telekom wird nicht gut beurteilt. Gerade eben ins untere Mittelfeld schafft es das Gesamturteil der Arbeitsqualität der Telekom-Beschäftigten, die im März 2019 ihre Arbeitsbedingungen auf Basis des wissenschaftlich etablierten DGB-Index Gute Arbeit bewertet haben. Es ist zwar üblich, das unternehmensbezogene Befragungen kritischer ausfallen als branchenweite oder noch allgemeinere Befragungen. Im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft ebenso wie im Vergleich mit der IKT-Branche, beurteilen die Telekombeschäftigten ihre Arbeitsqualität mit nur 52 Punkten jedoch deutlich kritischer (Befragung Gesamtwirtschaft 2018: 63 Punkte, Befragung IKT Branche 2018: 65 Punkte).
Der DGB-Index Gute Arbeit ermöglicht die Einteilung der Arbeitsbedingungen in 3 Qualitätsstufen:
Verteilung „Guter Arbeit"
45,8% der befragten Beschäftigten bewertet ihre Arbeitsqualität als schlecht. Nur 4,2% verfügen über Gute Arbeit, weitere 17% reichen mit 65 bis unter 79 Punkten beinahe an Gute Arbeit heran.
Der Anteil der Telekom Beschäftigten die ihre Arbeitsqualität als schlecht bewerten, hat gegenüber der Befragung 2012 um mehr als 10% abgenommen. Akzeptabel ist die jetzige Verteilung „Guter Arbeit“ mit dem jetzigen Urteil aber lange noch nicht.
Der Anteil schlechter Arbeit liegt bei der Telekom mehr als doppelt so hoch wie bei der Befragung in der Gesamtwirtschaft 2018 (19%) und fast viermal so hoch wie bei der Befragung in der IKT Branche 2018 (9%).
Faktoren Guter oder schlechter Arbeit
Ein Blick auf die einzelnen Faktoren des DGB Indexverdeutlicht, welche seitens der Beschäftigten in besonderem Ausmaß hier zu Buche schlagen:
besonders kritisch beurteilt.
Vergleich Telekom und Gesamtwirtschaft
Im Vergleich zur Befragung in der Gesamtwirtschaft 2018 beurteilen die Telekom Beschäftigten - mit Ausnahme des Faktors „Körperliche Anforderungen“- ihre Arbeitsqualität durchgängig schlechter.
Besonders schlecht fallen die Dimensionen „widersprüchliche Anforderungen / Arbeitsintensität“ und „Beschäftigungssicherheit / berufliche Zukunftsaussichten“ aus (19 bzw. 43 Punkte Differenz), gefolgt von der Gestaltung der „sozialen und emotionalen Anforderung“ und der „Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (je 15 Punkte Differenz).
Arbeitsintensität und Arbeitshetze prägen den Arbeitsalltag
Die Arbeitsintensität ist alarmierend hoch und starker Belastungsfaktor für die Beschäftigten. Häufigste Ursache für Arbeitsstress: mangelhafte interne Prozesse!
Repräsentativumfragen mit dem DGB-Index Gute Arbeit zeigen seit Jahren, in welchem Ausmaß Arbeitshetze und Zeitdruck die Arbeitsrealität der Beschäftigten in Deutschland prägen und zur Arbeitsintensivierung beitragen. Arbeitsintensität gehört zu den wichtigsten stressauslösenden Faktoren in der Arbeitswelt und damit zu den psychischen Belastungen.
Die Arbeitsintensität im Telekom-Konzern ist nach dem Urteil der Beschäftigten sehr hoch – auch im Vergleich zur Gesamtwirtschaft und zur Branche.
64,3% der Beschäftigten geben an: Oft bzw. sehr häufig, „bei der Arbeit gestört oder unterbrochen zu werden“ und 52,7% „fühlen sich bei der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck“. Diese Faktoren wirken für weit mehr als die Hälfte aller Betroffenen in „starkem“ bzw. „eher starkem“ Maße belastend.
Knapp die Hälfte der Beschäftigten berichtet von einer Verdichtung der Arbeit– sie „müssen mehr in der gleichen Zeit schaffen“.
Als Hauptursache für Arbeitshetze werden an erster Stelle „mangelhafte interne Prozesse“ von über Zweidrittel der Befragten benannt. Zu knappe Personalbemessung, zu lange innerbetriebliche Entscheidungswege, zu viele gleichzeitig zu bearbeitende Vorgänge und zu knappe Zeitvorgaben bzw. Termine folgen als Hauptursachen zunehmender Arbeitshetze, für mehr als die Hälfte der Beschäftigten.
Hier besteht eindeutig dringender Handlungsbedarf. Der Indexwert für Arbeitsintensität liegt insgesamt bei 30 Punkten und damit deutlich im Bereich schlechter Arbeit. In der IKT-Branche liegt der Wert bei 41 Punkten, in der Gesamtwirtschaft bei 49 Punkten und damit ebenfalls, in beiden Fällen, im Bereich schlechter Arbeit. Das zeigt, dass es sich bei Arbeitsintensität insgesamt um einen sehr kritischen Belastungsfaktor im heutigen Arbeitsleben handelt. Das Urteil der Telekom Beschäftigten zur Belastungssituation ist jedoch dramatisch.
Arbeitsfähigkeit bis zum Eintritt ins Rentenalter wird kritisch eingeschätzt
Angesichts der arbeitsbedingten Belastungen ist es kaum verwunderlich, dass 40,6% der Befragten meinen, dass sie „unter den derzeitigen Anforderungen ihre jetzige Tätigkeit nicht bis zum Rentenalter werden ausüben“ können. 17,6% können hierzu noch keine Aussage treffen und 41,8 Prozent gehen davon aus, dass sie bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können.
„Work Life“ ist nicht im Lot!
Erschöpfungsbedingte Vereinbarkeitsschwierigkeiten sind offenbar unter den Telekom Beschäftigten stark verbreitet.
Mehr als ein Drittel (37,2%) geben an „oft“ bzw. „sehr häufig“ Schwierigkeiten zu haben, das Privatleben mit der Arbeit zeitlich vereinbaren zu können.
Und mehr als die Hälfte (53,4%) sind nach der Arbeit oft bzw. sehr häufig zu erschöpft, um sich noch um private oder familiäre Angelegenheiten kümmern zu können.
Und auch ein negatives Arbeitserleben verbunden mit Verausgabung ist weit verbreitet:
Über die Hälfte der Befragten Telekom Beschäftigten sieht sich sehr häufig oder oft mit negativen Arbeitserlebnissen konfrontiert.
Pessimistische Prognosen zur Beschäftigungssicherheit – wirken digitaler Wandel und Restrukturierungen belastend?
48,2% der Befragten machen sich „sehr häufig“ oder „oft“ Sorgen, dass ihr Arbeitsplatz überflüssig wird.
Ebenso viele (49,3%) sorgen sich um ihre berufliche Zukunft. Deutlich wird zudem: Die damit verbundenen Belastungen sind sehr hoch: über zwei Drittel der Betroffenen fühlen sich durch diese Sorgen „sehr stark“ oder „stark“ belastet.
Nächste Schritte
Mit dieser Info haben wir erste übergreifende Ergebnisse veröffentlicht; weitere werden folgen!
Dank der sehr guten Teilnehmerzahlen haben wir nun verlässliche Aussagen und Ergebnisse, die wir für unsere Arbeit, zur Verbesserung der Arbeitsqualtät, weiter verwerten werden!
Die vorliegenden Befragungsergebnisse machen sehr nachdenklich!!!
Aufbauend auf den Ergebnissen wird ver.di jetzt festlegen, welche konkrete Forderungen und Maßnahmen sich daraus ableiten lassen, damit die Arbeit im Telekom Konzern zu GUTER ARBEIT wird.
Der Handlungsbedarf liegt mit diesen Ergebnissen nun offen auf dem Tisch!
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