Media Broadcast GmbH

Einigungswille nicht erkennbar

22.08.2024

In der vierten Verhandlung für die Beschäftigten der Media Broadcast GmbH am 26. Juni legte die Arbeitgeberin ver.di ein neues Angebot vor. Darin enthalten sind sehr viele neue Komponenten, die sich gegenseitig beeinflussen und unter dem Strich für die Beschäftigten keine große Verbesserung darstellen. Teilweise bedeuten sie sogar einen Rückschritt. Deshalb lehnte ver.di ab. 

Von Silke Leuckfeld

ver.di fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte von 12,5 Prozent; Auszubildende sollen pauschal 185 Euro mehr im Monat bekommen. Davon war die Arbeitgeberin bereits mit ihrem letzten Angebot aus der zweiten Verhandlungsrunde weit entfernt: Angeboten wurden zum 1. September 2024 eine line­are Erhöhung der Gehälter und der Tabellenwerte um 1,25 Prozent sowie zusätzlich individuell und leistungsab­hängig 1,25 Prozent. Letzteres hätte eine Verteilung nach Gutdünken der Arbeitgeberin bedeutet.  

Für die Monate April bis August wollte die Media Broadcast GmbH jeweils 60 Euro Inflationsausgleichsprämie zahlen, also insgesamt 300 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollten ab September 2024 im Schnitt über alle Ausbildungs­jahre um 30 Euro pro Monat steigen. 

Schippe drauf sieht anders aus

ver.di erwartete beim folgenden Termin, dass die Arbeitgeberin ein neues und wesentlich verbessertes Angebot vorlegt. Stattdessen wurde ein neues Angebot präsentiert, das sehr viele neue Komponenten beinhaltet. Diese würden sich gegenseitig beeinflussen und für die Beschäftigten teilweise weniger bringen als bereits in der zweiten Verhandlung angeboten. Ohne Berücksichtigung der Inflationsausgleichsprämie liegt dieses Angebot für die individuellen Entgelte nur 0,4 Prozent pro Jahr über dem ersten Angebot. Die Erhöhung der Tabelle würde sogar von 1,25 auf 1,09 Prozent pro Jahr abgesenkt. Dabei sind die von der Arbeitgeberin geplanten Streichungen, wie zum Beispiel ein Minus in Höhe von 1,25 Prozent bei der betrieblichen Altersvorsorge, nicht einmal eingerechnet. „Das Verhalten der Arbeitgeberseite ist beispiellos. Wir drehen uns hier ohne Fortschritt im Kreis“, stellte ver.di-Verhandlungsführer Tim Feise fest. „Dabei sind wir der Arbeitgeberseite in der letzten Verhandlungsrunde, was die prozentuale Erhöhung angeht, ein gutes Stück entgegengekommen.“

Die vielen verschiedenen Komponenten würden mit ihren Verknüpfungen dazu führen, dass ein Teil des Entgeltes von der linken in die rechte Tasche der Beschäftigten wandert. Zudem will die Arbeitgeberin, dass die Beschäftigten mit einem Verlust in der Betriebsrente die ungleiche Verteilung im Gehaltsüberprüfungsprozess (GPÜ) finanzieren. Beim GPÜ entscheidet die Arbeitgeberin, wer wie viel bekommt („Nasenfaktor“). Zumindest bei den Auszubildenden und bei der Inflationsausgleichsprämie waren sie zu leichten Erhöhungen bereit: Für die Monate April bis Dezember wollen sie 1600 Euro als Inflationsausgleichsprämie, auch für die Auszubildenden, zahlen. 

Gestaffelt nach Ausbildungsjahr sollen die Vergütungen zum 1. Januar 2025 zwischen 47 Euro für das erste Ausbildungsjahr bis 58 Euro für das vierte Aus­bildungsjahr pro Monat steigen. Zum
1. Oktober 2025 sollen Auszubildende im ersten Jahr weitere 35 Euro erhalten, im zweiten bis vierten 40 Euro.

„Zusätzlich soll der neue Tarifvertrag eine Laufzeit von 33 Monaten bis zum 31. Dezember 2026 haben. Durch die Erhöhung der Laufzeit um neun Monate gegenüber dem aus der zweiten Verhandlung ist das neue Angebot noch weniger wert als es aussieht“, erklärt Tim Feise.

Am Ende der Verhandlungsrunde erklärten die Vertreter der Media Broadcast, dass sie das Angebot nur nachbessern würden, wenn ver.di bereit sei, weitere Verschlechterungen bei den Neben­themen hinzunehmen. ver.di beendete daraufhin die Gespräche an diesem Tag, ohne einen neuen Termin zu vereinbaren. In Sondierungsverhandlungen wurde dann der Versuch unternommen, einen Weg für die Fortsetzung der Verhandlungen zu finden. „Leider ist die Arbeitgeberseite nicht bereit, auch nur einen Millimeter von ihren Positionen abzuweichen“, sagt Tim Feise. Dadurch, dass die Vertreter der Media Broadcast von Anfang an mit unkonkreten Komponenten gearbeitet haben, sei eine objektive Bewertung der Angebote nicht möglich. Erst nach mehrfacher Aufforderung von ver.di wurde eine endgültige Version des Angebots vorgelegt. Darin wurde ver.di zum ersten Mal über eine Fußnote mitgeteilt, dass die Erhöhung für die beurlaubten Beamt*innen niedriger ausfallen soll. „Ein Einigungswille ist überhaupt nicht erkennbar“, stellt Tim Feise fest. „Das zeugt nicht davon, dass man die Belange der Beschäftigten ernst nimmt. Es ist beschämend, wie die extrem hohe Motivation der Beschäftigten gezielt zunichte­gemacht wird.“ 

Ein neuer Verhandlungstermin war bis KOMM-Redaktionsschluss nicht vereinbart. 


Details zu den Angeboten unter: 

www.mediabroadcast.verdi.de