Jahresrückblick

Kein einfaches Jahr

© Christian von Polentz/transitfoto.de
Energiegeld JETZT
22.12.2023

Energiegeld-Kampagne

ver.di hatte eine Kampagne zu einer Zahlung der Inflationsausgleichsprämie für die Beschäftigten der IKT-Branche gestartet: die Energiegeld-Kampagne. Für die Kampagne wurden Materialien erstellt und sie wurde von Aktionen in Betrieben begleitet. Die begleitende Petition haben mehr als 25 000 Menschen mitgezeichnet.

In einigen Tarifrunden für Telekom-­Töchter wurden erste Zahlungen vereinbart, wie bei der Privatkunden Vertriebsgesellschaft mbH (PVG) oder der Deutschen Telekom Services Europe SE (DT SE). Mit dem Märzgehalt zahlte die Telekom ein Energiegeld in Höhe von 1000 Euro an die Tarifbeschäftigten im Kon-zern – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Auch die Teilzeitbeschäftigten bekamen den Betrag in voller Höhe. Auszubildende und dual Studierende erhielten 500 Euro. Nicht berücksichtigt wurden von der Telekom Ruheständler, Personen in der passiven Altersteilzeit und aktive Beamt:innen. 

Aufsichtsratswahlen Telekom  

Im November wurden die Aufsichtsratswahlen für elf Telekom-Gesellschaften mit einem sehr guten Ergebnis für ver.di abgeschlossen. Es wurden 74 Mandate vergeben; 69 davon gewannen die ver.di-Listen. Alle Gewerkschaftssitze konnten erfolgreich verteidigt werden.

Tarifrunden im Telekom-Konzern

Im Frühjahr 2024 sind in vierzehn Telekom-Unternehmen die Entgelttarifverträge gleichzeitig kündbar. Nachgelagert im Verlauf des Jahres 2024 für weitere fünf Unternehmen. Vorbereitend hat der Bereich Tarifpolitik Grundsatz ein Grobkonzept erarbeitet, das mit den Landesfachgruppen, Landesarbeitskampfleitungen und der Tarifkommission rückgekoppelt und verabschiedet wurde. Bestandteile sind klare Mitgliederziele, neue Beteiligungsinstrumente für Mitglieder und erste Diskussionen zur strategischen Ausrichtung. Ein Element ist auch die Durchführung einer ersten aktivierenden Beschäftigtenbefragung, die von September bis Mitte Oktober 2023 durchgeführt wurde.

Deutsche Telekom Außendienst GmbH

Aufgrund einer angespannten Servicesituation ist der Arbeitgeberverband an ver.di herangetreten, um zu klären, ob es möglich ist, Anreize zu schaffen, die aufgelaufenen Mengen durch freiwillige Mehrarbeit zu bewältigen. Innerhalb der Verhandlungen konnte ver.di eine zusätzliche Incentivierung in Höhe von sechs Euro je Stunde für max. 100 Stunden durchsetzen

DT Tiefbau GmbH

Um engen Kapazitäten am Tiefbaumarkt zu begegnen, hat die Telekom die Gründung einer eigenen Tiefbau GmbH verkündet. Die Tarifkommission Telekom Konzern konnte ein Verhandlungsergebnis erreichen, das die im Telekom-Konzern vorhandenen Tarifstandards sichert. Es wurde das hohe Niveau der DT Technik GmbH mit tiefbauspezifisch bedingten Abweichungen vereinbart.  

Deutsche Telekom Geschäftskundenvertrieb

Seit dem 1. Januar 2023 gibt es nur noch eine Gesellschaft für den Geschäftskundenbereich der Telekom: Die gesamte DT BS (Business Solutions) ist in die DT GKV (Geschäftskundenvertrieb) übergegangen. Zum 1. Januar wechselten 1300 Beschäftigte aus dem Geschäftskundenbereich der Telekom Deutschland GmbH in die DT GKV. Passend zur neuen Aufstellung hat die Gesellschaft einen neuen Namen bekommen: Deutsche Telekom Geschäftskunden (DT GK) GmbH. Mit Harmonisierungstarifverträgen konnte ver.di gute Konditionen und einen Rationalisierungsschutz bis Ende 2024 vereinbaren. Dabei musste ver.di in fast zwei Verhandlungsjahren harte Kämpfe ausfechten, um arbeitgeberseitig gewünschte Verschlechterungen abzu­wenden.

DT Security GmbH

Die Arbeitgeberseite hatte ein einseitiges Tarifangebot vorgelegt. Die Tarifverträge waren nicht gekündigt. Nach Befragungen der Mitglieder hat die Tarifkommis­sion das Angebot angenommen. Ab dem 1. April 2023 stiegen die Einkommen für die Vergütungsgruppen 1 – 5 um 3,1 Prozent, die Vergütungsgruppe 6 um 2,9 Prozent und die Vergütungsgruppen 7 – 10 um 2,7 Prozent. Die Vergütungsgruppen 1 – 6 erhielten eine Inflations­ausgleichs­prämie im August und noch einmal im November in Höhe von jeweils 500 Euro. Der Entgelttarifvertrag ist frühestens zum 31. März 2024 kündbar. Betriebsbedingte Beendigungskündigungen sind bis zum 31. Dezember 2024 ausgeschlossen.

DT MMS GmbH

Auch bei der DT MMS hatte die Arbeit­geberseite ein einseitiges Tarifangebot vorgelegt. Nach Mitgliederumfragen hat die Tarifkommission das Angebot ebenfalls angenommen. Die Entgelte stiegen rückwirkend ab 1. April 2023 für die Vergütungsgruppen 1 – 5 um 3,1 Prozent, die Vergütungsgruppe 6 um 2,9 Prozent und für die Vergütungsgruppen 7 – 8 um 2,7 Prozent. Im August wurde eine Inflationsausgleichsprämie für die Vergütungsgruppen 1 – 6 in Höhe von 500 Euro und ebenfalls 500 Euro im November gezahlt. Der Entgelttarifvertrag ist frühestens zum 31. März 2024 kündbar.  

DT IT GmbH 

Am 7. Juli teilte die DT IT  mit, dass das Personal um 1300 Beschäftigte bis Ende 2024 reduziert werden soll.  Dazu kommen weitere bereits geplante 500 FTE. Damit sind 1800 Beschäftigte von insgesamt rund 5400 Beschäftigten betroffen. Dem nationalen Personalabbau folgt Beschäftigungsaufbau im Ausland. 50 Prozent der Beschäftigung werden dann nicht mehr in Deutschland sein. Begründet wurde dies mit Einsparzwängen durch die hohen Kosten für den Glasfaserausbau sowie Versprechen, die der Konzern dem Kapitalmarkt zur Effizienzsteigerung gegeben hat. Eine ver.di-Mitgliederbefragung zeigt, dass 96 Prozent eine Ver­längerung des tarifvertraglichen Kündigungsschutzes fordern und bereit sind, dafür zu kämpfen. Der aktuell noch bestehende Schutz läuft zum 31. Dezember 2023 aus. Die ver.di-Tarifkommission hat beschlossen, den Arbeitgeber zu Verhandlungen zur Verlängerung dieses Schutzes aufzufordern. Erste Termine sind mittlerweile vereinbart. Der Ausgang ist offen.

T-Systems

Im November 2022 hat uns die Arbeit­geberseite einseitig ein Angebot für die Jahre 2023/24 vorgelegt, obwohl der Entgelttarifvertrag nicht gekündigt wurde. Nach zweimonatiger Diskussion mit den Mitgliedern hat die Tarifkommission das Angebot (inhaltlich identisch mit dem ­Tarifergebnis Telekom 2022) angenommen. Der Tarifvertrag kann frühestens Ende 2024 gekündigt werden.

Vodafone-Kabelgesellschaften

Im Mai konnte eine Tarifeinigung erreicht werden. Die Beschäftigten erhalten in zwei Schritten die Inflationsausgleichsprämie: 1500 Euro wurden im Mai gezahlt, weitere 1500 Euro folgen im Juni 2024. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Beträge anteilig, mindestens aber 400 Euro, Auszubildende 550 Euro. Die erste Stufe von 5,2 Prozent Entgelterhöhung gab es im September, die zweite Stufe in Höhe von 3,3 Prozent wird ab August 2024 gezahlt. Der Tarifvertrag läuft bis Ende Februar 2025.

Telefónica

Die DGB-Vorsitzende Jasmin Fahimi und ver.di-Konzernbetreuer Christoph Heil wurden in den Aufsichtsrat der Telefónica Germany AG gewählt.  

Deutsche Funkturm Management GmbH

Zum 31. September 2022 war der Entgelttarifvertrag ausgelaufen. Im Februar unterbreitete die Arbeitgeberseite ein ­finales Angebot, das in einer Online-­Mitgliederversammlung sowie einer Beschäftigten- und Mitgliederbefragung bewertet wurde. Danach beschloss die ver.di-­Tarifkommission die Annahme. Die Einkommen steigen in zwei Stufen: zum 1. Februar 2023 um 2,8 Prozent und um 2,3 Prozent zum 1. Februar 2024. Im Mai wurde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro gezahlt. Die unteren Entgeltgruppen erhielten im August weitere 500 Euro und bekommen im Februar 2024 noch einmal 500 Euro.  Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis 31. Dezember 2024. Auch der Tarifvertrag Ratioschutz wurde verlängert. 

SAP

ver.di konnte erstmalig in den konzernweit aufgestellten Gremien der Schwerbehindertenvertretung und der Jugend- und Auszubildendenvertretung jeweils einen Sitz gewinnen. ver.di stellt den Vorsitz des neu gewählten Europäischen Betriebsrates (EBR).  

IBM

Am 5. Mai stimmt die ver.di-Tarif­kommission der Einigung im IBM-Konzern zu. Die Tarifgehälter wurden zum 1. Mai für die Gesellschaften IBM D, R&D, CSS und FMS um 3,5 Prozent erhöht. Zusätzlich wurden ein Gehaltsprogramm und ein Abteilungsbudget vereinbart. Die Vergütungen der dual Studierenden wurden um 3,5 Prozent erhöht. Auszubildende erhielten 150 Euro monatlich mehr Geld. Das Einstiegsgehalt nach der Übernahme wurde ebenfalls um 150 Euro erhöht.

Bei den Aufsichtsratswahlen der IBM Deutschland und der IBM Central Holding konnte ver.di beide gewerkschaftlichen Mandate in den Aufsichtsräten gewinnen. Lara Drobig, Gewerkschaftssekretärin, und Florian Haggenmiller, Bundesfachgruppenleiter IKT, wurden in beide Aufsichtsräte gewählt.

Kyndryl

Am 13. Juni stimmte die Kyndryl-­Tarifkommission der Einigung  mit einer Laufzeit von zwölf Monaten zu. Die ­Tarifgehälter stiegen ab 1. Juli um 3,5 Prozent. Es wurde ein Gehaltsprogramm Managementplanung mit einem Abteilungsbudget von 4,8 Prozent beschlossen. Das Verhandlungsergebnis hat ein Gesamtvolumen von fünf Prozent.

STRABAG PFS

Bei der STRABAG PFS wurde eine Tarifwerksreform umgesetzt. Dabei wurde die Anzahl der Tarifverträge verringert, das Eingruppierungs- und Entgeltsystem überarbeitet und bisher nicht tarifierte Teile in den Geltungsbereich aufgenommen. Bei den Aufsichtsratswahlen für die STRABAG PFS gingen beide Sitze für die Gewerkschaftsvertreter:innen an ver.di. Gewählt wurden Tarifsekretär Pascal ­Röckert und Gewerkschaftssekretär Sven Weiger. Auch in der STRABAG AG wurde ein Aufsichtsrat gewählt. Hier konnten Claus Kiesewalter (Gesamtbetriebsratsvorsitzender STRABAG PFS) und ver.di-Gewerkschaftssekretär Pascal Röckert einen Sitz erringen.