Vom 24. bis 25. Oktober 2023 fand in Kroatien das jährliche Präsenzmeeting unserer Gewerkschaft One Telekom Union (OTU) statt. Die OTU ist der Verbund europäischer Gewerkschaften aus Ländern, in denen die Deutsche Telekom Beteiligungen hat, und steht unter dem Dach der UNI Global Union, unserer internationalen Gewerkschaftsföderation im Dienstleistungssektor. Gastgeber war die kroatische Telekommunikationsgewerkschaft HST (Hrvatski Sindikat Telekomunikacija).
Von Eric Daum
An dem Treffen nahmen 18 Gewerkschaftsvertreter:innen aus Kroatien, Österreich, Montenegro, der Tschechischen Republik, Griechenland, Ungarn, Polen, der Schweiz und Deutschland unter dem Vorsitz von UNI Global Union teil. Die Deutsche Telekom war auf der Konferenz durch Ingo-Ernst Schöllmann vertreten, als Gäste nahmen die Personalvorstände Ana Modric Topalovic und Ivan Gorski des Gastgebers Hrvatski teil.
Mehr Geld gefordert
Wenngleich Gehaltsverhandlungen und Verhandlungen über einen Tarifvertrag in die Zuständigkeit der lokalen Unternehmen fallen, übermittelten die OTU-Gewerkschaften dem Vertreter der zentralen Leitung eine gemeinsame Botschaft: Es ist Zeit für Lohn- und Gehaltserhöhungen!
Ingo-Ernst Schöllmann ist in der Telekom-Zentrale für das Arbeitsrecht einschließlich der Verhandlungen mit den Gewerkschaften zuständig. Er äußerte Verständnis für die Erwartungen der Gewerkschaften, betonte aber gleichzeitig den starken Anstieg der Energiekosten sowie notwendige erhebliche Investitionen in den Aufbau des Netzwerks, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Gleichzeitig müsse auf die Rentabilität des Unternehmens geachtet werden. Er stellte fest, dass unter solchen Umständen versucht werde, so viel wie möglich in die Erhöhung der Einkommen der Beschäftigten zu investieren. Es sei nicht möglich, einen vollständigen Inflationsausgleich sicherzustellen. Er sei davon überzeugt, dass die Arbeitnehmer:innen in allen Telekom-Unternehmen im Marktvergleich immer noch angemessen bezahlt werden.
Die OTU-Vorsitzende Michala Lafferty betonte, dass die Gewerkschaften stets auch die Geschäftstätigkeit der Unternehmen im Blick hätten, da nur so auch gute Arbeitsplätze garantiert würden. Die Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Ländergesellschaften hätten einen erheblichen Beitrag zu den guten Zahlen der Telekom geleistet und nun eine berechtigte Erwartungshaltung in den laufenden und anstehenden kollektiven Gehaltsverhandlungen. Dafür würden sich die Gewerkschaften in der OTU starkmachen.
Künstliche Intelligenz
Die OTU ist davon überzeugt, dass es neben den Einkommen, die Gegenstand der Tarifverhandlungen in den lokalen Unternehmen sind, auch Themen von besonderem und gemeinsamem Interesse für alle internationalen Telekom-Beschäftigten gibt. Eines dieser Themen ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz samt ihrer Folgen für Beschäftigung und Arbeitsbedingungen. Die Telekom hat sich auf betrieblicher Ebene in Deutschland mit den Arbeitnehmervertreter:innen auf ein KI-Manifest geeinigt.
Mit dem Ziel, Rechte und Verfahren zu harmonisieren, fordert die OTU die Deutsche Telekom auf, eine Vereinbarung über den Umgang mit Künstlicher Intelligenz abzuschließen, die für alle europäischen Telekom-Unternehmen gelten soll. Michala Lafferty (UNI Global Union), Eric Daum (ver.di), Vesna Mamic (HST) und Dimitrios Moustakidis (OME-OTE) wurden beauftragt, entsprechende Gespräche mit dem Arbeitgeber aufzunehmen.
Erfahrungsaustausch
Im internen Teil der Sitzung stellten alle Gewerkschaftsvertreter:innen die konkreten Probleme und Herausforderungen vor, mit denen sie bei den Verhandlungen über Gehaltserhöhungen konfrontiert sind. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten und der hohen Inflationsraten ist eine gerechtere Verteilung der Unternehmensgewinne dringend notwendig.
Einige nationale Gewerkschaften präsentierten ihre Erfahrungen mit den vorgeschlagenen Initiativen der 4-Tage-Woche, Projekten zur Einsparung und Prozessoptimierung sowie dem Programm zur Beteiligung der Beschäftigten an Unternehmensanteilen.
Es wurde über die Notwendigkeit gesprochen, den gesellschaftlichen Dialog mit dem Management zu stärken, da sich die Arbeitswelt ständig verändert. In der Zukunft werden Herausforderungen wie Automatisierung, zunehmende Digitalisierung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz bestimmte Arbeitsplätze verschwinden lassen, aber auch neue schaffen. Die Teilnehmer:innen des Treffens waren sich einig, dass diese Veränderungen unvermeidlich und nicht aufzuhalten sind. Die negativen Auswirkungen müssen aber rechtzeitig erkannt und minimiert werden.
Die Mitglieder der OTU treffen sich vierteljährlich online; die nächste Präsenzsitzung wird im September 2024 in Budapest stattfinden.