UNI Weltkongress

Kampf für Demokratie und ­Gerechtigkeit globalisieren

© Uni Global Union
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11.10.2023

In der letzten Augustwoche fand der Weltkongress des gewerkschaft­lichen Dachverbands UNI Global ­Union in Philadelphia/USA statt. UNI Global Union vertritt mehr als 20 Millionen Beschäftigte in den Dienstleistungsbranchen in 150 Ländern.  


Gewerkschafter:innen aus 109 Ländern waren zusammengekommen, um über dringende Themen zu diskutieren, die Arbeitnehmer:innen weltweit betreffen. Unter ihnen war auch eine ver.di-Delegation, einschließlich dem ver.di-Vor­sitzenden Frank Werneke und der stellvertretenden ver.di-Vorsitzenden Andrea Kocsis, die beide in den UNI-Vorstand gewählt ­wurden. 

Tarifverträge schützen

Wiedergewählt wurde Christy Hoffman als Generalsekretärin und Gerard Dwyer als neuer Präsident der UNI. In ihrer Dankesrede sprach Hoffman über die enormen Herausforderungen und Chancen, denen sich die Gewerkschaften in der ganzen Welt gegenübersehen. „Dies ist ein Umfeld, das Ehrgeiz und Strategie erfordert, um das, was ein flüchtiger Moment sein mag, in einen dauerhaften Wandel zu verwandeln und einen Sprung nach vorne in der Reichweite von Tarifverhandlungen zu machen. Wie wir immer wieder gehört haben, brauchen wir Tarifverhandlungen auf betrieblicher Ebene, aber wir brauchen auch mehr. Wir brauchen sektorale Tarifverhandlungen“, sagte sie.

 

Für Frieden, Demokratie und ­Menschenrechte

Auf dem Programm standen leidenschaftliche Reden und Diskussionen, die von Aktivist:innen, Gewerkschaftsführer:innen und Regierungsvertreter:innen geführt wurden. Edwin Palma Egea, stellvertretender Minister für Arbeit in Kolumbien, betonte die Notwendigkeit globaler Einheit in der Gewerkschaftsbewegung und erklärte: „Die Globalisierung der Kämpfe für Demokratie und Gerechtigkeit ist ein Meilenstein für die Gewerkschaftsbewegung und die UNI Global Union.“ Schwester Khaing Zhar, Leiterin des Gewerkschaftsbundes von Myanmar (Myanmar Confederation of Trade Unions) betonte die Notwendigkeit der internationalen Solidarität im Kampf gegen die Militärherrschaft in Myanmar und dankte der UNI für ihre Unterstützung.

Ausgezeichnete Arbeit trotz Krieg

„Be Like Nina“, die ukrainische Gewerkschaft für das Gesundheitswesen, wurde mit dem Preis „Freedom from Fear Award“ ausgezeichnet. Die Gewerkschaft hat sich trotz Krieg und Pandemie weiterhin für die Pflegekräfte in der Ukraine organisiert und eingesetzt. Gewerkschaftsvertreterin Oksana Slobodiana betonte: „Unsere Gewerkschaftsarbeit ist jetzt sehr wichtig, wo wir die Grundrechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und die Menschenrechte verteidigen. Und sie wird nach dem Krieg nicht weniger wichtig sein, um die Rechte, die wir verloren haben, wiederherzustellen und faire Arbeitsbedingungen für die Menschen zu gewährleisten.“ 

Ebenfalls mit dem  Preis ausgezeichnet wurde der kolumbianische Gewerkschaftsführer Luis Fernando Rodriguez von der Grafik- und Verpackungsgewerkschaft SINTRAPULCAR. Luis Fernando hat trotz Schikanen, Drohungen und sogar einem Attentatsversuch seine Arbeit fortgesetzt. 

Harte Arbeit im Callcenter

Der Kongress wurde zu einer Plattform, auf der die unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Kämpfe zum Ausdruck gebracht wurden. „Die Arbeit in einem Callcenter auf den Philippinen ist wirklich sehr hart. Wir müssen meistens nachts arbeiten, die meisten Arbeiter haben Schlafmangel. Wenn ein Kunde anruft, dann nicht, um seine Zufriedenheit zu bekunden, sondern weil er ein Pro­blem oder einen Notfall hat. Ihre Frustra­tion wird an den Arbeiterinnen und Arbeitern ausgelassen, die Tausende von Kilometern entfernt sind und unter Schlaf­entzug leiden“, berichtete Mylene Cabalona, Präsidentin des BIEN auf den Philippinen. Die meisten Arbeiter:innen verdienten weniger als 300 US-Dollar im Monat. Viele Callcenter-Beschäftigte können also ihre Familien nicht ernähren und leben in Armut, betonte sie: „Diese Unternehmen könnten mehr zahlen, wenn sie wollten. Die Arbeit im Kundendienst ist wirklich hart und wir werden schlecht bezahlt.“ Der Beitrag von Mylene war Teil einer Diskussionsrunde über die Rechenschaftspflicht von Unternehmen. Diego Velasco aus Kolumbien wies auf die psychische Belastung der Moderatoren von Inhalten hin, die für die Sicherheit im Internet sorgen – ein Problem, das oft übersehen wird. Lucia Trenor aus Spanien schloss sich dem Gefühl der Solidarität an und betonte, dass die Arbeitnehmer:innen mit vielen der gleichen Probleme konfrontiert sind, unabhängig davon, in welchem Land sie sich befinden. 

Menschenrechte im Fokus

Bei einer Diskussionsrunde erläuterte Alke Boessiger, stellvertretende Generalsekretärin der UNI Global, das Engagement von UNI für die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht von Unternehmen: „UNI setzt sich dafür ein, dies zu ändern, indem sie sich für eine obligatorische menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen, durchsetzbare OECD-Leitlinien, einen globalen Vertrag über Gerechtigkeit in der Lieferkette, ein IAO-Übereinkommen über die Lieferkette und Handels­abkommen in Verbindung mit der Achtung der Menschenrechte einsetzt.“ Es sei notwendig, die Regeln zu ändern. Aber es müssten auch die bestehenden Instrumente genutzt werden. „Ein wichtiger Teil unseres Ansatzes zur Unternehmensverantwortung ist die Aushandlung von Vereinbarungen mit globalen Unternehmen, durch die wir Rechte sichern, die über das lokale Recht hinausgehen, insbesondere das Recht, sich zu organisieren und zu verhandeln“, betonte sie.

 
Quellen:

https://uniglobalunion.org

ver.di: https://kurzelinks.de/a8r8