Google

Europäischer Betriebsrat in den Startlöchern

17.05.2023

Die europäische Google-Belegschaft – einschließlich der Arbeitnehmer:innen in der Schweiz und im Vereinigten Königreich – wird bald unter die erste Vereinbarung über einen Europäischen Betriebsrat fallen, die den Arbeitnehmer:innen das Recht einräumt, bei Entscheidungen, die ihre Interessen betreffen, informiert und angehört zu werden. Dies teilte die Uni Global Union, der weltweite Zusammenschluss der Dienstleistungsgewerkschaften mit.

Die Vereinbarung über einen Europäischen Betriebsrat (EBR) sei Ende März unterzeichnet worden. Sie sei von entscheidender Bedeutung, da Google in ganz Europa in größerer Zahl Entlassungen vornehme. Die Beschäftigten seien weder rechtzeitig informiert noch beteiligt worden. 

Dieses globale Personalabbauprogramm habe teilweise zu einem beschleunigten Anstieg der Eintritte in die Gewerkschaften beigetragen, insbesondere im Vereinigten Königreich, in Irland und in der Schweiz, den drei größten euro­päischen Standorten von Google. 

Mit der Vereinbarung wird der erste EBR im Unternehmen gegründet. EBRs vertreten die Arbeitnehmer:innen eines Unternehmens, das in Europa ansässig ist. Über diese Räte müssen die Unternehmen Informationen austauschen und die Vertreter:innen der Arbeitnehmer:innen anhören. Den Vertreter:innen der Beschäftigten wird bei Entscheidungen, die sich auf die Beschäftigungs- oder Arbeitsbedingungen auf europäischer Ebene auswirken könnten, ermöglicht, angehört zu werden. EBR sind für Unternehmen, die in zwei oder mehr Mitgliedstaaten der Europäischen Union tätig sind, gesetzlich vorgeschrieben, wenn sie von den Arbeitnehmer:innen initiiert werden.

Vereinbarungen zur Einrichtung von Betriebsräten werden von einem besonderen Verhandlungsgremium (BVG) ausgehandelt, das sich aus den Vertreter:innen der Arbeitnehmer:innen aus den verschiedenen Ländern des europäischen Betriebs zusammensetzt. Die Vertreter:innen der Beschäftigten von Google wurden im BVG von Jonathan Hayward, dem Experten von Unite the Union für EBR, unterstützt. Christine Muhr von ver.di ist im internationalen Austausch auch als UNI-Vice-Präsidentin für den ICTS-Sektor engagiert und die deutsche Ansprechpartnerin für Google-Beschäftigte. 

Schweiz und Großbritannien dabei

Das Vereinigte Königreich hat eine der größten Belegschaften in ganz Europa. Es ist den Google-Mitarbeiter:innen im BVG gelungen, die Einbeziehung des Vereinigten Königreichs und der Schweiz, zweier europäischer Länder, die nicht Teil der Europäischen Union sind, auszuhandeln. „Ein bedeutender Durchbruch wurde erzielt, als wir mit dem Google-Managementteam eine Einigung über die Einbeziehung von Arbeitnehmer:innen aus dem Vereinigten Königreich und der Schweiz sowie viele andere wichtige Verbesserungen des Abkommens erzielten“, so Hayward von Unite. 

Die Google-Arbeitnehmer:innen werden in den kommenden sechs Monaten ihre EBR-Vertreter:innen wählen. Unmittelbar nach den Wahlen wird der EBR seine Arbeit aufnehmen.

„UNI wird die Gewerkschaften weiterhin bei der Organisierung und der Durchsetzung von Tarifverträgen auf nationaler Ebene unterstützen, aber diese Verein­barung ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer Stimme der Arbeitnehmer:innen auf europäischer Ebene“, sagte Oliver ­Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa.

UNI Global Union

UNI Global Union unterstützt seit Langem die grenzüberschreitende Organisierung von Tech-Beschäftigten – einschließlich Google-Beschäftigten – in Europa und auf der ganzen Welt. Mit diesem neuen Start für einen EBR glauben die Gewerkschaften, dass „Googlers getting organized“ („Googler organisieren sich“) ein Such­begriff ist, der an Popularität gewinnen wird.

Die Gewerkschaften, die die Google-Beschäftigten vertreten, betrachten dies als eine wichtige Entwicklung im Tech­nologiesektor, da Unternehmen von ­Googles Größe, Bedeutung und Einfluss die Arbeitswelt im Allgemeinen beeinflussen.

Unite ist entschlossen, durch ihre eigenen Aktivist:innen und engagierten Funktionär:innen in der Digital- und Technologiebranche die Gewerkschaft an der Spitze der digitalen Wirtschaft zu halten.

 
Zum Artikel bei Uni Global Union: 
https://kurzelinks.de/z715