T-Systems

Schwere Entscheidung

05.04.2023
Telekom Zentrale

Zwei Monate wurde mit den ver.di-Mitgliedern diskutiert, ob das Angebot der Arbeitgeberseite angenommen werden soll oder nicht. In vielen Diskussionen und einer Online-Umfrage zeigte sich ein einheitliches Bild – mit einer leichten Mehrheit hatten die ver.di-Mitglieder die Annahme empfohlen. Es war dennoch eine schwere Entscheidung, vor allem, weil ein erheblicher Teil das Angebot nicht annehmen wollten. Dennoch stimmte ver.di letztendlich zu.

„Viele empfahlen zähneknirschend die Annahme nur, weil sie wissen, dass wir derzeit nicht stark genug sind, um ein besseres Ergebnis durchzusetzen“, sagte Tim Feise, ver.di-Verhandlungsführer. Die Chance, durch Streiks zu einem besseren Ergebnis zu kommen, schätzten die wenigsten als realistisch ein. An der Umfrage hatten sich auch nur rund ein Viertel der ver.di-Mitglieder beteiligt.

Nicht auf Augenhöhe

„Für Verhandlungen auf Augenhöhe brauchen wir deutlich mehr“, betont Tim Feise. Mehr bedeutet, mehr ver.di-Mitglieder und damit auch mehr Durchsetzungskraft. Diese Situation war der Arbeitgeberseite´durchaus bewusst. Damit wurde das Tarifergebnis für das Deutschlandsegment der Telekom übernommen, obwohl es in der Grundstruktur nicht zur T-Systems passt. Der Großteil der Beschäftigten erhält die Einmalzahlungen erst gar nicht. Auch bei der prozentualen Erhöhung bekommen die meisten nur den niedrigsten Wert der Staffelung. „In Zeiten, wo viele Unternehmen in der IT-Branche Probleme haben, geeignete Fachkräfte für sich zu gewinnen, führt dieser Weg in die falsche Richtung. Ob die T-Systems mit dieser Vorgehensweise ein attraktiver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt ist, wird sich zeigen“, sagt Tim Feise.

Das Ergebnis

Die Einkommen steigen in den Vergütungsgruppen 1 – 5 nun rückwirkend zum 1. Januar 2023 um 3,1 Prozent, in der Vergütungsgruppe 6 um 2,9 Prozent und in den Vergütungsgruppen 7 – 10 um 2,7 Prozent. Zum 1. März 2024 steigen die Einkommen dann noch einmal um 2,1 Prozent. Die Vergütungsgruppen 1 – 6 erhalten eine steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 500 Euro und noch einmal 500 Euro im Januar 2024. Der Entgelttarifvertrag ist frühestens zum 31. Dezember 2024 kündbar.

Ausgangslage

Vereinbart waren Nachklappgespräche im Herbst 2022 zur Tarifrunde 2021, die im November auch aufgenommen wurden. Dabei hat die Arbeitgeberseite erklärt, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage der T-Systems keine rückwärtige Erhöhung zulässt. Außerdem kündigten sie an, dass sie den zu diesem Zeitpunkt gültigen Einkommenstarifvertrag eventuell von ihrer Seite kündigen werden, um den Druck zur Verhandlungsaufnahme auf ver.di zu erhöhen. Parallel dazu legte die Arbeitgeberseite das Angebot für die Jahre 2023 und 2024 auf den Tisch. All dies fand im Rahmen von Sondierungsgesprächen statt, die sonst üblichen Tarifverhandlungen hat es nicht gegeben. „Jetzt zeigt sich deutlich, wie wichtig es ist, dass man eine große und starke Gemeinschaft ist“, betont Tim Feise. „Wir dürfen uns das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. Bis zur nächsten Verhandlungsmöglichkeit muss sich die Aktions- und Durchsetzungsfähigkeit deutlich verbessern.“ SIL