Die Telekom-Konzernbetriebsratsvorsitzende Kerstin Marx forderte im Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mehr Geschwindigkeit bei Infrastruktur- und Netzausbau in Deutschland. Europa brauche eigene Weltmarktführer im Bereich Pharma-, Netzwerkausstatter-, Chip-, Solar- und Windkraftindustrie.
Die DAX40-Betriebsräte haben ein weiteres Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geführt. Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen: Die Corona-Pandemie führte zu Lieferengpässen, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gezeigt, dass Frieden und Sicherheit nicht selbstverständlich sind. Und die Energiekrise in Europa, die eine direkte Folge des Krieges ist, zeigt, dass die Unternehmen sich auf nichts verlassen dürfen, was in der Vergangenheit selbstverständlich war. Gemeinsam Krisen meistern Die Gewerkschaften haben in dieser schwierigen Zeit ihren Wert unter Beweis gestellt und einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Folgen der Krise für die Menschen abzumildern. Die Verwerfungen an den Energiemärkten haben zu einem massiven internationalen Wettbewerbsnachteil geführt, der bereits Folgen hatte. 40 Prozent der Chemieunternehmen drosseln die Produktion, 23 Prozent verlagern ins nichteuropäische Ausland und zehn Prozent wollen Anlagen stilllegen.
Standort Deutschland
Der Standort Deutschland steht an einem Scheideweg: Entweder die Unternehmen investieren jetzt mutig und viel Geld in die Transformation der Industrie und der Arbeitswelt oder sie müssen zusehen, wie die Industrie Zug um Zug in andere Teile der Welt zieht. Um dem entgegenzuwirken, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien intensiviert und beschleunigt werden. Auch Deregulierung bei Industrieinvestitionen und staatliche Anschubhilfen sind notwendig, um massiven Arbeitsplatzverlusten entgegenzuwirken. Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten ganze Produktionsbereiche abwandern lassen und zahlt nun einen hohen Preis dafür. Kerstin Marx fordert ein Umdenken: „Wir sind auf entscheidenden Feldern nicht nur von Rohstoffen anderer abhängig, sondern inzwischen auch von Bauteilen, Grund- und Wirkstoffen bis hin zu kompletten Produkten. Die Lieferketten sind nicht sicher, Engpässe bestimmen das Bild.“ Besonders betroffen seien die Pharma- und Netzwerkausstatter sowie die Chip-, Solar- und Windkraftindustrie. Siemens, einst der weltweit größte Netzwerkausrüster der Telekommunikationsunternehmen, ist heutzutage vom Markt verschwunden. Die TK-Ausrüster Ericsson und Nokia sind zusammen nicht einmal so stark wie Huawai oder ZTE allein. „Es ist an der Zeit, sich diesen Herausforderungen zu stellen und den Standort Deutschland in seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und zu stärken“, fordert die Vorsitzende des Konzernbetriebsrats der Deutschen Telekom im Gespräch mit dem Minister.