International

Streik bei der Telekom in Montenegro

15.02.2023

Bereits seit Oktober wurde in Montenegro bei der Crnogorski Telekom gestreikt. Das Unternehmen ist seit 2005 Teil des Telekom-Konzerns (DTAG). Das Management in Montenegro setzte Streikbrecher ein.

Von Ado Wilhelm

Der Vorsitzende der Schwestergewerkschaft von ver.di, Zeljko Buric, ist sich sicher, dass seine Gewerkschaft Crnogorski sindikat telekomunikacija Crne Gore (The Montenigrin Telecommunication Union) vernichtet und aus dem ­Unternehmen gedrängt werden soll. Die Gewerkschaft ist bei sozialen Fragen zuständig oder muss nach vertraglich festgelegten Regelungen beteiligt werden. Dies betrifft unter anderem die Höhe von Abfindungen, den Kündigungsschutz, die Verteilung von Mitteln für Gesundheits- und Freizeitprogramme und Wohnungsdarlehen.

Hohe Inflation

Seit dem Jahr 2008 wurden die Einkommen der rund 500 Beschäftigten der ­Crnogorski Telekom nicht erhöht. Die Gesellschaft ist Marktführer in Monte­negro und erwirtschaftet gute Gewinne. Davon profitiert auch das Management, die Beschäftigten jedoch gehen bisher leer aus. Seit der letzten Gehaltsanpassung 2008 hat die Kaufkraft rund 48 Prozent verloren, aktuell liegt die Infla­tion bei mehr als 17 Prozent. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Gehälter in zwei Schritten um 30 Prozent.

Druck aus Deutschland

ver.di bemüht sich seit geraumer Zeit darum, das deutsche Management auf die Vorgänge aufmerksam zu machen und auch Einfluss zu nehmen. Das Unternehmen setzt rechtswidrig, so auch die Feststellung des Arbeitsministers Kemal ­Puriši in einer gerichtlichen Auseinandersetzung, Streikbrecher ein. Dies schadet auch der Reputation der Deutschen Telekom. ver.di-Bundesfachbereichsleiter Christoph Schmitz hat in Gesprächen mit der Deutschen Telekom, unter anderem mit Arbeitsdirektorin Birgit Bohle, gefordert, den Prozess gemeinsam zu befrieden. ver.di wird sich in Kürze selbst ein Bild zur Lage in Montenegro machen und die Gewerkschaft und die Streikenden in Montenegro besuchen. Auch vor der deutschen Botschaft haben schon einige Aktionen stattgefunden. In einem Gespräch mit dem stellvertretenden Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Montenegro hat Zeljko Buric gebeten, die Bundesregierung zu unterrichten. Der deutsche Staat habe hier auch eine Mitverantwortung, da er größter Anteilseigner am Konzern Deutsche Telekom AG ist. Ende Januar soll ein Schlichtungsverfahren starten. KOMM wird über den Konflikt weiter berichten.

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