1300 Arbeitsplätze sollen in Deutschland wegfallen, teilte Vodafone in einer knappen Pressemitteilung Ende März mit. Das Unternehmen richte sich neu aus. Das Ziel sei, den Kunden ein vertrauensvollerer Partner (Trusted Partner) zu werden und mit attraktiveren Angeboten im Markt wieder zu wachsen. Dafür wolle man effizienter werden und künftig noch stärker in kundennahe Bereiche wie Technik, Netzausbau und Großkunden-Projekte investieren.
Wegfallen sollen Arbeitsplätze im Management, Doppelfunktionen und solche, die keinen direkten Kundenkontakt haben. Das Unternehmen wolle dabei „sozialverträglich vorgehen“. Gleichzeitig will Vodafone 400 Stellen im direkten Kundenkontakt neu besetzen. Zusammengefasst soll in einem Jahr die Zahl der Stellen um rund 900 gesunken sein. „Wir fordern keinen Stellenabbau, sondern Investitionen in die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont Rolf Hartmann, ver.di-Gewerkschaftssekretär. „Die Beschäftigten brauchen Sicherheit im Umbruch. Es darf keine betriebsbedingten Beendigungskündigungen geben. Die Geschäftsleitung muss ihr Versprechen eines sozialverträglichen Umbaus einhalten.“
Weniger Personal, besserer Service?
„Wie soll mit weniger Personal besserer Kundenservice erzielt werden? Überall werden Fachkräfte gesucht, der Rotstift wird aus meiner Sicht an der falschen Stelle angesetzt“, sagt Patricia Thienel, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Vodafone Deutschland, Region 2. Und die Beschäftigten werden nicht zum ersten Mal mit Personalabbau konfrontiert. Vodafone übernahm 2015 Kabel Deutschland und 2019 Unitymedia. Seit der Übernahme von Unitymedia wurde unter der Überschrift „Integration und Transformation“ bis vor Kurzem noch erheblich Personal abgebaut. Der dringend benötigte Erfolg am Markt hat sich hierdurch nicht eingestellt. „Bei ehemals Unitymedia wurde die Belegschaft vor und während der Integration in die Vodafone schon mehr als halbiert, unter anderem Doppelfunktionen abgebaut“, stellt Petra Schuster, ver.di-Betriebsgruppenvorsitzende Vodafone West in Baden-Württemberg, fest. „Das scheint wohl nicht so erfolgreich gewesen zu sein, wenn man direkt im Anschluss ein weiteres Programm hinterherschmeißen muss. Ich frage mich, wie man die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen noch motivieren will, um ein erfolgreiches Kabelgeschäft zu gewährleisten.“ Sowohl die Beschäftigten, als auch die Betriebsräte reagierten auf das angekündigte erneute Sparprogramm mit Unverständnis. Bezweifelt wird auch, ob sich dadurch die erwünschten Effekte wie ein verbesserter Kundenservice und mehr Marktanteile realisieren lassen.
Fehler nicht wiederholen
„Seien wir ehrlich“, sagte Vodafone-Deutschland-Chef Philippe Rogge dem „Handelsblatt“: „Wir brauchen jetzt einen Neustart. Und dafür müssen wir in Zukunft einiges gänzlich anders machen.“ Gänzlich anders als in der Vergangenheit klingen seine Pläne für die Beschäftigten allerdings nicht, wie Frank Gerth, Betriebsratsvorsitzender Vodafone West, feststellt: „Die Zukunftsstrategie der Geschäftsführung kommt uns doch sehr bekannt vor: Kunden im Fokus, einfacher werden, Silodenken abbauen. Kennen wir diese Argumente nicht schon aus zahlreichen anderen Umstrukturierungsmaßnahmen der letzten Jahre? Vodafone will ein ,Trusted Partner‘ für unsere Kunden werden – aber bitte auch für unsere Kolleginnen und Kollegen. Personalabbau ist für mich die falsche Zukunftsstrategie.“
Auch Hartmut Kort, Betriebsratsvorsitzender Vodafone Deutschland, Region 1, mahnt an, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen: „Das Hauptaugenmerk sollte jetzt eher auf der Steigerung der Umsätze und Verbesserung der Servicequalität liegen und nicht darauf, mit Stellenabbau kurzfristig Personalkosten zu sparen. Ohne qualifiziertes Personal keine Kundenzufriedenheit! Im Klartext: Stellen abbauen und Aufgaben outsourcen hat in den vergangenen Jahren nicht wirklich super funktioniert.“ Deshalb sollten die Kernkompetenzen wieder zurück in die Vodafone nach Deutschland geholt werden. Durch Personalabbau seien die Probleme der Kund:innen erst recht nicht gelöst worden. Er kündigt an: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen!“
Schlechte Quartalszahlen
Laut „Handelsblatt“ seien im vergangenen Quartal die besonders relevanten Serviceumsätze abermals um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, 25 000 Kabelkunden hätten das Weite gesucht. Als eine Ursache für das schwindende Kundenvertrauen sieht Michael Haering, bei Vodafone West ver.di-Betriebsgruppenvorsitzender Nordrhein-Westfalen, auch die vergangenen Sparrunden: „Leider scheint es sich zu rächen, dass bei der Vodafone West zu viele Fach- und Führungskräfte, die Ahnung von der Materie hatten, das Unternehmen verlassen mussten. Das dadurch fehlende Knowhow wirkt sich jetzt auf das Unternehmensergebnis aus und zeugt von einer Kurzsichtigkeit des oberen Managements, die die Mitarbeitenden mal wieder bezahlen müssen.“
Auf dem Rücken der Beschäftigten
„Der Arbeitgeber begründet den geplanten Personalabbau von 1300 Stellen damit, dass wir in den letzten Wochen und Monaten unsere Ziele nicht erreicht haben. Schon vor Jahren haben Betriebsräte und vor allem Mitarbeitende aus sämtlichen Fachbereichen darauf aufmerksam gemacht, dass diese Einsparpolitik nicht zielführend sein kann“, sagt Marco Seefeldt, Betriebsratsvorsitzender Vodafone Deutschland Region 3: „Im Moment ist man mehr damit beschäftigt, sich intern zu transformieren, anstatt sich auf das Eigentliche zu konzentrieren, auf den Kunden. Es ist sehr traurig, dass die Mitarbeitenden wieder einmal die Leidtragenden sind und ihren Kopf für Misswirtschaft hinhalten müssen.“ sil