Am 11./12. September trafen sich die Mitgliedsgewerkschaften der transnationalen Gewerkschaftsallianz OTU (One Telekom Union) in Budapest zum jährlichen Präsenztreffen. Neben dem Austausch über die Situation in den einzelnen Ländern lag der Fokus einerseits auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Deutschen Telekom in Europa und den möglichen Auswirkungen auf Beschäftigung, andererseits auf der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.
Von Eric Daum und Astrid Schmidt
Gastgeberin war die ungarische Schwestergewerkschaft TÁVSZAK, finanzielle Unterstützung gab es von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Auch die Arbeitgeberseite nahm mit Vertreter*innen des deutschen Managements am Treffen teil und stellte sich der Diskussion. Unter anderem forderten Gewerkschafter*innen, externe Aufträge in Europa nur an tarifgebundene Unternehmen zu vergeben.
Mitbestimmung beim KI-Einsatz
Aktueller Schwerpunkt der Diskussionen ist die Anwendung von generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Der Einsatz von KI und die potenziellen Folgen für Beschäftigung und Arbeitsbedingungen betreffen alle Arbeitnehmer*innen. Die Telekommunikationsbranche gilt als eine Treiberin dieser Entwicklung. Zu beobachten ist, dass das Management der Deutschen Telekom AG versucht, in einzelnen Ländergesellschaften KI-Systeme zu pilotieren, die später europaweit ausgerollt werden sollen. Dies betrifft dann alle europäischen Telekom-Beschäftigten. Diskutiert wurde in Budapest unter anderem, wie wichtig es ist, die betriebliche Mitbestimmung frühzeitig zu informieren und einzubeziehen – um eine demokratische Mitbestimmungskultur zu stärken und die Transformation der Arbeitswelt durch KI auch im Sinne der Beschäftigten und guter Arbeitsbedingungen zu gestalten.
Die OTU-Allianz zielt deshalb auf verbindliche, europaweit einheitliche Konzerngrundsätze zum Einsatz von KI.
Die OTU
Die One Telekom Union (OTU) ist eine 2016 gegründete Gewerkschaftsallianz der europäischen Gewerkschaften, die im global agierenden Konzern Deutsche Telekom aktiv sind. Die OTU bietet eine Plattform für Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sowie einen formalen Rahmen, um Themen des Konzerns und der Arbeitswelt gemeinsam zu diskutieren und strategisch anzugehen. Dazu finden quartalsweise virtuelle Treffen sowie ein jährliches Präsenztreffen statt. Ziel der Allianz sind verbindliche Vereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Management zu transnationalen Themen. Angestrebt wird außerdem ein globales Abkommen zwischen dem globalen Dachverband der Dienstleistungsgewerkschaften UNI Global Union und dem Konzern.
Ein Hintergrundartikel zur OTU wurde in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen 5/2024 mit dem Schwerpunkt „Solidarität in transnationalen Arbeitsbeziehungen“ veröffentlicht: