IKT-Branche

ver.di ist die IT-Gewerkschaft

08.04.2024

„Überlange Arbeitszeiten, wenig Urlaub und eine Bezahlung entlang des Mindestlohns lassen sich in einigen dieser Betriebe finden“, stellt Philipp Zänker, Gewerkschaftssekretär für Erschließung im Fachbereich A im ver.di-Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, fest.

Um genau hier anzusetzen und Beschäftigte zu Beteiligten zu machen, die ihre Situation aktiv verändern können, ist es dem ver.di-Landesbezirk im Jahr 2023 gelungen, eine Projektstelle mit dem Schwerpunkt IKT zu schaffen. Durch Organisation ausgewählter IKT-Betriebe sollen die Arbeits- und Lebensbedingungen gemeinsam mit den ver.di-Mitgliedern in genau diesen Bereichen verbessert werden. Hierzu gehören IT-Dienstleister, IT-Tochterunternehmen in der Energiewirtschaft und Telekommunikationsdienstleister, zu denen unter anderem auch die KOMSA AG zählt. 

Arbeiten zum Mindestlohn

Die KOMSA AG ist in den Geschäftsbereichen Großkundenvertrieb, Handyreparatur, IT, Logistik und Software tätig. Das Unternehmen übernimmt Dienstleistungen für fast alle großen Telekommunikationskonzerne in Deutschland. Bislang hat nur ein kleinerer Teil der Beschäftigten in der Firmenzentrale eine Interessenvertretung in Form eines gewählten Betriebsratsgremiums. In dem KOMSA-Tochter­unternehmen w-support.com GmbH in Hartmannsdorf arbeiten vor allem die Beschäftigten in der Logistik und im ­Refurbishment knapp über Mindestlohn.

Besuch von ver.di

„Wir machen uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern auf den Weg, um das zu ändern. Durch regelmäßige Betriebsrundgänge, wie zum Internationalen Frauentag oder auch zu Ostern, kommen wir mit den Beschäftigten ins Gespräch“, sagt Philipp Zänker. In der w-support arbeiten knapp 350 Beschäftigte am Standort Hartmannsdorf; hiervon sind knapp die Hälfte Frauen. Der Betrieb wickelt viele Dienstleistungen für die KOMSA AG ab und die Beschäftigten müssen teils große Warenmengen bewegen, bewerten und instand setzen. Einige der großen deutschen Telekommunikationsanbieter sind im Bereich des B2C-Handels Kunden der KOMSA AG. Dazu zählen unter anderem die Telekom, Vodafone und Telefónica. 

DANKE von ver.di

„Ausgerüstet mit Handcremes und Gummibärchen, haben wir sehr viele interessante Gespräche zu den Arbeitsbedingungen im Betrieb geführt und konnten den Frauen im Betrieb einfach Danke für ihre tagtägliche Arbeit sagen“, berichtet ­Philipp Zänker. „Wir wollen damit auch auf die notwendige Verbesserung der ­Arbeitsbedingungen von Frauen im Erwerbsleben aufmerksam machen. Der Frauenanteil  liegt dort bei knapp 50 Prozent. Ohne sie könnte man den Betrieb nicht aufrechterhalten und deshalb war uns dieses Dankeschön ein Anliegen.“ Die aktuelle Prognos-Studie zeigt auf, dass ein Großteil der unbezahlten Care-Arbeit nach wie vor von Frauen verrichtet wird. Diese unbezahlte Sorgearbeit wird immer noch zusätzlich zur Erwerbsarbeit verrichtet. Durch diese Doppelbelastung sind Frauen häufiger gezwungen, in Teilzeit zu arbeiten. Studien der Hans-Böckler-Stiftung weisen aus, dass Frauen durch Teilzeit wesentlich häufiger von Altersarmut bedroht sind. Dies gilt ganz besonders, wenn sie wie bei w-support zum Mindestlohn arbeiten oder knapp darüber. 

Unzufrieden mit der Entlohnung

Bei einer digitalen Befragung von ver.di aus dem Januar 2024 äußerten sich die Beschäftigten mehrheitlich negativ zu den derzeitigen Entlohnungsgrundsätzen und forderten mehr Anerkennung und eine branchenübliche Vergütung. Laut WSI-Report ist der Ausbau von tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen ein probates Mittel, um diese Kluft langfristig zu überwinden. Tarif gibt es aber nur mit ver.di. Dies haben auch die Beschäftigten bei KOMSA erkannt. Durch betriebliche Aktionen und Gespräche konnte ver.di allein in den ersten drei Wochen im Februar den betrieblichen Organisationsgrad um mehr als zehn Prozent erhöhen. sil

 
Prognos-Studie zur Care-Arbeit:  https://kurzelinks.de/u14d

Hans-Böckler-Stiftung zur Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit: https://kurzelinks.de/gx0t

WSI-Report: https://kurzelinks.de/8vwc